Futterstation für Hühner ohne unbeliebte „Mitesser“

So ziemlich jeder Hühnerhalter wird das Problem kennen, dass spätestens zum Ende des Herbsts das Futter der Hühner auch für andere Tiere interessant wird. Auf Feld und Wiesen ist nicht mehr viel zu finden und es zieht die Wildtiere in die Nähe des Hühnerstalls. Wenn mal ein Spatz ein paar Körnchen vom Futter stibitzt, finden wir das meist noch ganz süß. Spätestens bei Maus, Ratte und Co. hört dann aber der Spaß auf.

Besonders Futter, welches über Nacht frei zugänglich im Hühnerstall, oder -auslauf verbleibt, zieht schnell die unerwünschten, zumeist nachtaktiven Nager an. Und auch wenn die Futterschale über Nacht entfernt oder zugedeckt wird, so finden die flinken Tierchen immer ausreichend “Verstreutes“ im Futterbereich. Dies reicht den recht anspruchslosen Nagern bereits aus, um jede Nacht aufs neue vorbeizusehen und sich an dem übrig gebliebenen Körnen zu laben.

Leider sind unsere Hühner bei der Futteraufnahme nicht immer sehr ordentlich. In offenen Futterschalen wird nur allzu gern gescharrt, was das Zeug hält. Immer auf der Suche nach dem noch besser schmeckenden Korn unterhalb der anderen. Wird das Scharren zum Beispiel durch einen Futtertrog mit Bügeln unterbunden so benutzen die lieben Hühner eben ihren Schnabel und schleudern damit alles Futter, welches nicht auf Anhieb überzeugt in einem hohen Bogen zur Seite. Hierbei geht immer eine ganze Menge Futter daneben. Eine Abkantung des Futtertrogs nach innen kann die Verluste hier durchaus reduzieren, jedoch niemals vollständig unterbinden.

Was also tun?

Dieselbe Frage habe ich mir seinerzeit für meine Kleinod-Farm auch gestellt und mir gedacht: Um den Feind zu bekämpfen, muss man den Feind kennen. Daher habe ich einige Überlegungen angestellt:

Leben im Schatten:

Maus, Ratte und Co. sind gern in der Deckung unterwegs. Sie meiden eher offene Gelände mit wenig Rückzugmöglichkeiten. Aus diesem Grund habe ich die Futtertröge, welche ich zuvor in, bzw. unter meinen kleinen Hühnerhütten stehen hatte, etwas weiter in den offenen Bereich des Auslaufs gestellt. Diese Maßnahme hat auch eine gewisse Wirkung gezeigt, so konnten die Nager nicht mehr gemütlich umringt von Futterresten speisen, sondern waren gezwungen jeden einzelnen Bissen aus der Deckung heraus zu schnappen und zum Fressen auch wieder in die Deckung zu verschwinden. Vollständig abgehalten hat es sie jedoch nicht.

Einbrecher:

Das Vorhaben den Hühnerstall, bzw. den Auslauf, vollständig gegen Ratten und Mäuse abzudichten habe ich schnell wieder aufgegeben. Jede noch so kleine Lücke wird genutzt, um sich hindurchzuzwängen. Und ist die Lücke nicht groß genug, so wird sie eben aufgenagt, oder ein Tunnel darunter hergegraben.

Die Futterstelle im Hühnerstall zu installieren und jede Nacht den Stall durch ein Verschließen der Hühnerklappe gegen die Nager zu sichern war entsprechend aussichtslos. Zudem nutzen die Hühner eine Futterstelle im Stall wesentlich weniger gern als draußen im Auslauf, wo sie sich sowieso den ganzen Tag über aufhalten.

Einzig das Abdecken des Futtertrogs mit einer schweren bzw. gut gesicherten Abdeckung aus nagefestem Material konnte nicht so leicht geknackt werden. Hier gab es aber wieder das Problem mit all dem verstreuten Futter darum herum.

Kletterkünstler:

Ich hatte die Idee, dass Hühner, im Vergleich zu den Nagern, fliegen, bzw. ein gutes Stück hoch hüpfen können. Entsprechend habe ich den Futternapf erhöht auf ein Holzgerüst gestellt. Glauben Sie mir, das war gar kein Problem für die athletischen Nager!

Flink und ohne weitere Mühen war das einfache Holzgerüst erklommen.

Alle Überlegungen und Erfahrungen habe ich schließlich herbeigenommen und eine Installation gebaut, welche sich aktuell sehr gut bewährt. Die Lösung sollte ein Futterhäuschen auf klettersichern Stelzen sein. Hier können die Hühner ihren anatomischen Vorteil des Fliegens, bzw. hoch Hüpfens ausspielen.

Bild: Das Futterhäuschen mit den dazugehörigen Stelzen

Bild: Das installierte Futterhäuschen im Einsatz

Beginnen wir mit dem Aufstellungsort. Ich habe die Futterhäuschen so in meinen Ausläufen platziert, dass sie auf “freiem Gelände“ stehen. Dies hemmt die Nager zumindest bei Tag und im Dämmerlicht daran sich der Futterstelle zu nähern.

Eine freie Lage nahe der Wasserstelle und dem Eingang zum Stall sorgen dafür, dass die Hühner den Ort regelmäßig frequentieren. Zudem sollte es einen gleichmäßigen Untergrund (bei mir einfach die bloße Erde) geben, wo keine Ritzen oder Spalten die herab fallenden Futterreste vor den Hühnern verbergen könnten. Beides hat den Effekt, dass jedes Krümchen und Körnchen, welches von dem Futterhäuschen hinab fällt, direkt von den Hühnern aufgepickt wird. Die Hühner bevorzugen es ihr Futter vom Boden aufzupicken. So werden sie immer zunächst die “Reste“ vom Boden aufsuchen, bevor sie sich die Mühe machen zum Futterhäuschen hinauf zu fliegen. Auf diese Weise bleibt der Boden unter und rund um das Futterhäuschen stets blitzblank. Hier finden auch Nager keine lohnenswerten Reste mehr. Dies ist ein ganz wesentlicher Vorteil!

Das zentrale Element des Futterhäuschens ist ein verzinkter Futtertrog mit Bügeln. Dieser kann in jedem Handel für Geflügelzubehör recht kostengünstig erstanden werden. Die  Verzinkung ist wichtig, damit er nicht rostet und der Bügel hindert die Hühner daran in dem Trog zu scharren.  Soweit ist der Futtertrog ein altbewährtes Prinzip.

Der Futtertrog wird nun allerdings mit einer einfachen Unterkonstruktion aus Holzlatten versehen. Die Unterkonstruktion bietet auf beiden Seiten des Trogs eine Sitzstange für die Hühner, von der aus sie das Futter aus dem Trog picken können (siehe Bilder). Der Abstand der Sitzstangen sollte, je nach Größe der Hühner, so bemessen sein, dass die Hühner entspannt von der Stange aus fressen können. Die Sitzstange kann auch etwas schräg zum Futtertrog angebracht werden, so findet jedes Huhn den passenden Abstand. Zudem sollten die Sitzstangen jeweils auf einer Seite des Futterhäuschens deutlich weiter überstehen, mindestens eine Hühnerlänge. Die überstehende Stange dient den Hühnern als Landebahn. Direkt über dem Trog befindet sich das Dach, welches den Hühnern das Landen erschwert. Der Überstand der Sitzstangen schafft somit eine gute Möglichkeit für die Hühner die Stangen anzufliegen, bzw. anzuspringen.

Das Dach über dem Futtertrog ist wichtig, um das Futter vor Regen und vor herab fallenden Hinterlassenschaften von Wildvögeln zu schützen. Nasses Futter kann gären und für die Hühner gefährlich werden. Kot von Wildvögeln kann gefährliche Krankheitserreger enthalten und gehört ebenfalls nicht in das Futter unserer Hühner. Das Dach habe ich ganz einfach aus zwei etwas breiteren Holzbrettern angefertigt. Den Hühnern sollte noch ausreichend Kopffreiheit gewährt werden. Das Dach sollte entsprechend, je nach Größe der Hühner, mindestens 30 bis 40 cm über der Sitzstange angebracht sein.

Nun noch das wichtigste Element unserer Konstruktion, die Stelzen. Da das Futterhäuschen stabil stehen soll und für die Nager nicht erreichbar sein soll, müssen wir ein ausreichend festes und möglichst glattes Material verwenden. Sägerauhes Holz wäre beispielsweise eher ungeeignet, da es noch zu viel Halt bietet. Geschliffenes und ggf. sogar lackiertes Holz wäre da schon besser. Es ist auch möglich einen Überhang, zum Beispiel mit einer Manschette, anzufertigen, der an jeder Stelze ein hoch-klettern unmöglich macht.

Ich habe auf verzinkte Metallstangen zurückgegriffen, da ich diese noch zufällig übrig hatte. Die Stelzen werden ausreichend fest im Boden verankert. Das Häuschen muss immerhin mehrere Hühner gleichzeitig aushalten, ohne dabei in Schieflage zu geraten. Bei recht festem Boden reicht es aus die Stelzen ein gutes Stück in den Boden zu schlagen. Bei lockerem Boden sollte ggf. ein wenig Zement den Sitz der Stelzen sichern.

Das Futterhäuschen ist nach dem Aufstellen prinzipiell umgehend einsatzbereit. Es ist jedoch wichtig das Futterverhalten der Hühner über die ersten Tage zu beobachten. Nicht jedes Huhn versteht auf Anhieb die Funktionsweise. So empfiehlt es sich zunächst das Futterhäuschen, als zusätzliche Futteroption zu dem alten Futterplatz anzubieten. Die ersten cleveren und agilen Hühner haben sehr schnell entdeckt, dass es im Häuschen was Gutes zu  holen gibt. Die anderen Hühner schauen sich dann das Verhalten ab. Wenn es um Futterneid geht, sind Hühner sehr lernfähig. Sollte ein Kandidat trotz allem nicht wirklich das Futterhäuschen entdecken, so hilft es dem entsprechenden Huhn einmal den Weg zu zeigen und es auf die Sitzstange zu setzten. Nach ca. ein bis zwei Wochen haben sich in der Regel alle Hühner an die neue Futterstelle gewöhnt und der alte Futterplatz kann aufgegeben werden. Ist ein Huhn einmal erkrankt und kann daher nicht mehr das Futterhäuschen erreichen muss natürlich an anderer Stelle wieder Futter angeboten werden!

Das Futter im Futterhäuschen kann in einer Höhe von ca. 50 cm nicht mehr von Mäusen erreicht werden. Lediglich Ratten können laut Recherche zwischen 0,5 bis 1 Meter hoch springen. Hier kommt es dann auf die Höhe des Futterhäuschens an, gegen welche Nager es sich bewähren soll.

Vollständige Sicherheit gegen jeden Mitesser bietet sich dann, wenn zur Nacht alles Futter von den Hühnern gefressen wurde. Hier finden dann auch flugfähige Mitesser, wie Spatzen und Co., keine
Gelegenheit mehr.

Um auch im Futterhäuschen zum Abend hin keine Futterreste mehr vorzufinden ist es notwendig das Futter täglich Bedarfsgenau zu dosieren. Dies ist nicht ganz leicht und erfordert ein wenig Erfahrung. Es besteht die Gefahr, dass die Hühner nicht ausreichend Futter erhalten. Aktive Legehennen benötigen im Durchschnitt ca. 120 g speziell angepasstes Legehennen Futter.
Große und kleine Hühnerrassen unterscheiden sich hierbei jedoch. Der Halter sollte zuvor herausfinden, wie viel die eigenen Hühner täglich an Futter benötigen. Die langsame Reduzierung der Ration und eine abendliche Kontrolle der Futterreste gibt entsprechend Aufschluss. Hierbei sollte weiterhin beachtet werden, dass der so ermittelte Wert durchaus schwanken kann, da je nach Alter, Jahreszeit und Gefiederwechsel der Nahrungsbedarf variieren kann.

Ich mache es so, dass ich morgens die entsprechende Tagesration Körner bzw. Pellet Futter in das Futterhäuschen gebe. Gegen frühen Abend, ca. eine Stunde bevor die Hühner auf die Stange gehen, kontrolliere ich die Reste und füttere ggf. noch minimal nach. Hierbei verfüttere ich bevorzugt Futter, welches für die Nager nicht von Interesse ist. So erhalten die Hühner zumeist gegen Abend noch eine extra Ration Grünfutter. Dieses Futter kann über Nacht im Auslauf verbleiben, ohne dass es Nager anzieht. Sollte Abends doch noch einmal zu viel Futter im Futterhäuschen verbleiben, so kann eine entsprechende Abdeckung des Futtertrogs im Futterhäuschen auch die sportlichsten Ratten daran hindern hier zu Räubern. Die Abdeckung sollte aus nage-sicherem Material und leicht und sicher fixierbar sein. Das Futterhäuschen ist also eine wunderbare Variante um den Futterort besonders sauber gegenüber
verstreutem und verscharrtem Futter zu gestalten. Mit ein paar weiteren Maßnahmen lassen sich zudem wirklich auch die letzten hartnäckigen Mitesser fernhalten. Zu guter Letzt bietet das Futterhäuschen den Hühnern Abwechselung und ist ein toller Anblick in jedem Hühnerstall.

Autor Jens Heitmann (Kleinod-Farm)